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Predigt
über das Thema "Himmel und Hölle"
Teil 2 "Himmel"
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1.
Der Himmel - hell und strahlend auf dem dunklen Hintergrund der
Hölle
Von
Hans - Dieter Becker, Dozent am Theol. Seminar der FeG, stammt diese
Erzählung:
"Zu Rabbi Jankele aus Boryslaw kommt ein Kaufmann und klagt:
"Was ist bloß mit dieser Welt los? Ich habe einen Lebensmittelladen
und ein Textilgeschäft. Wenn die Welt lebt, müßte
ich doch Lebensmittel verkaufen. Ist sie gestorben, müßte
ich doch Leichentücher verkaufen (die Juden hüllen ihre
Toten in Leinentücher ein). Aber die Kassen meiner beiden Geschäfte
haben seit Monaten nicht mehr geklingelt. Was ist bloß los"
"Mein Lieber", antwortet ihm Rabbi Jankele seufzend: "Die
Welt lebt nicht, und sie ist nicht tot. Die Welt quält sich
so dahin."
In
dieser Welt leben wir miteinander. Und wir spüren, wie sie
sich quält. Da kann es nicht verwundern, wenn Christen sich
nach dem Himmel sehnen.
Was
also ist der Himmel? Wie stellen wir ihn uns vor?
Unser ältester Sohn wachte als kleiner Junge eines Abends weinend
auf. Als meine Frau ihn zu beruhigen versuchte, stellte sich heraus:
er hatte vom Himmel geträumt, und daß man dann erst einmal
vorher tot wäre. Und seine Angst war, daß man dann ja
gar keine Augen mehr hätte und nichts mehr sehen könne.
Meine Frau beruhigte ihn, daß wir ja im Himmel ganz neue Augen
bekommen würden. "Und welche Farbe haben die?" fragte
Tobias. "Ach, das dürfen wir uns bestimmt aussuchen,"
war die Antwort. Dann - nach kurzem Nachdenken sagte er: "Dann
wünsche ich mir gelbgrün - gestriffene Augen." Und
beruhigt über diese Aussicht schlief das Kind wieder ein. Seitdem
blicken wir in gebannter Erwartung auf den Augenblick, in dem wir
uns - hoffentlich alle einmal - im Himmel wieder begegnen und einem
- dann ehemaligen - Sohn - nun im Himmel - in seine grüngelb
- gestreiften Augen blicken. Eine abenteuerliche Erwartung. |
2.
Der biblische Befund
Die
Fülle biblischer Stellenverweise zum Thema "Himmel"
im Alten und Neuen Testament ist verwirrend.
Deutlich
aber ist: Der Himmel ist gemacht durch Gottes Schöpferwort:
"Am
Anfang schuf Gott Himmel und Erde....das Gewölbe nannte er
Himmel" - 1. Mose 1,1+8
"..der
Herr aber hat den Himmel geschaffen" - Ps. 96,5
"Vor
langer Zeit hast Du, Herr, alles geschaffen. Die Erde und die Himmel,
alles ist das Werk Deiner Hände" - Psalm 102,26
Aber
auch von einer Neuschöpfung spricht schon das AT:
"So
spricht der Herr: Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde
schaffen. An den alten Himmel und die alte Erde wird niemand mehr
denken, sie werden vergessen sein" - Jesaja 65,17
Der
Himmel ist der Ort, an dem Christus für seine Gemeinde Vorbereitungen
trifft:
"Denn
im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen..." - Joh 14,2
"..freut
Euch vielmehr darüber, daß eure Namen im Himmel eingetragen
sind" - Lukas 10,20
Und
dann natürlich die Worte der Offenbarung:
"Als
das Lamm das sechste Siegel öffnete, gab es ein gewaltiges
Erdbeben. Die Sonne wurde schwarz und finster und der Mond rot wie
Blut. Und wie der Feigenbaum seine reifen Früchte abwirft,
wenn er vom Sturm geschüttelt wird, so fielen die Sterne vom
Himmel auf die Erde. Wie eine Buchrolle, die man zusammenrollt,
verschwand er Himmel vor meinen Augen. Die Berge wankten und stürzten
in sich zusammen, und die Inseln versanken" - Offb 6,12f
"Dann
sah ich eine neue Welt: den neuen Himmel und die neue Erde. Denn
der vorige Himmel und die vorige Erde waren vergangen, und auch
das Meer war nicht mehr da. Ich sah, wie die Stadt Gottes, das neue
Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkam: festlich geschmückt
wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag. Eine gewaltige Stimme hörte
ich vom Thron her rufen: Hier wird Gott mitten unter den Menschen
sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja,
von nun an wird Gott selbst in ihrer Mitte leben. Er wird alle ihre
Tränen trocknen, und er Tod wird keine Macht mehr haben. Kleid,
Angst und schmerzen wird es nie wieder geben; denn was einmal war,
ist für immer vorbei. " - Offb 21,1-4
Und
weiter:
"Der auf dem Thron saß, sagte: Siehe, alles werde
ich jetzt neu schaffen. Und mich forderte er auf: Schreibe auf,
was ich Dir sage, alles ist zuverlässig und wahr. Und weiter
sagte er: Alles ist in Erfüllung gegangen. Von A - Z steht
alles in meiner Macht. Ich bin der Anfang und ich bin das Ziel.
Allen Durstigen werde ich Wasser aus der Quelle des Lebens schenken.
Wer durchhält bis zum Sieg, wird dies alles besitzen. Ich selbst
werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein" - Offb.
21,5-7
Dies
ist die biblische Perspektive der neuen Welt Gottes, des neuen Himmels
und der neuen Erde. Auch hier spüren wir die Nüchternheit,
mit der das Neue Testament über diese Dinge berichtet.
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3.
Da ist kein Leid mehr - Gottes schöne neue Welt
Dabei
beziehe ich mich in Abschnitt 3 und z.T in Abschnitt 4 dieser Predigt
auf Gedanken von Klaus-Jürgen Diehl in seiner IdeaSpektrum
- Serie "Die Christen und die Endzeit" (Idea Spektrum
1999, Nr. 50). ( Kursivformatierung)
Siehe,
ich mache alles neu!" (Offenbarung 21,5) - auf diese Perspektive
zielen ja die Pläne Gottes mit seiner ganzen Schöpfung.
So wie er am Anfang aus dem Nichts heraus diese Welt geschaffen
hat, so wird er am Ende der Zeiten einen völlig neuen Himmel
und eine neue Erde in Erscheinung treten lassen. Nicht der Mensch
erobert sich das Paradies zurück - nein, das "neue Jerusalem"
(Offb, 21,2) als Symbol der neuen Welt Gottes wird vielmehr "aus
dem Himmel herabfahren", d.h. es wird Gottes gnädige Herablassung
sein. Die paradiesische Welt wird nicht von unten nach oben gebaut,
denn solches Bauen führte immer nur zu einem Turmbau zu Babel
(1. Mose 11) oder zu Babylon (Offb. 17/18), d.h. zu menschlicher
Anmaßung und Überheblichkeit. Gott selber ist der "Baumeister
und Schöpfer" (Hebr. 11, 10) des neuen Jerusalems, das
- obwohl es für Christen noch eine Verheißung ist - längst
schon vollendet ist (vgl. Joh. 14,2; Gal 4,26). Der Weg zurück
ins Paradies führt nach der Offenbarung des Johannes allerdings
nur über das Gericht. Und die Gegenseite zum Himmel bleibt
die Hölle mit dem Schrecken der Gottesferne und der Verlassenheit
des Menschen. Was verheißt die Bibel uns in bezug auf den
Himmel?
a.
Eine Totalerneuerung statt Runderneuerung
Johannes
beginnt seine Schilderung der schönen, neuen Welt Gottes mit
der Bemerkung, daß "der erste Himmel und die erste Erde
vergangen" sind (Offb. 2 1, 1). Ausdrücklich wird hinzugefügt,
daß auch "das Meer nicht mehr ist. Das bedeutet biblisch:
die Quelle, aus der alles Dämonische in die Welt sich wie schleichendes
Gift ausbreitete, ist nicht mehr vorhanden. Fortan wird es keine
Versuchung, keine Verführung, keine Bosheit mehr geben.
Vom
Himmel her wird sich dann auf die neue Erde das neue Jerusalern
herabsenken. War das alte Babylon eine Hure, weil sie zum Abfall
gegenüber Gott verführte, so erscheint das neue Jerusalem
wie eine geschmückte Braut, die dem Bräutigam (d. h. der
vollendeten Gemeinde der Erlösten) entgegen geführt wird.
Denn das Endziel der göttlichen Heilsgeschichte besteht nicht
in einer privaten Begegnung des Einzelnen mit Gott. Die für
immer Erlösten begegnen Gott vielmehr in einer großen
Gemeinschaft. Das neue Jerusalem wird als ein geordnetes Gemeinwesen
vorgestellt, in der die Beziehungen untereinander heil und die Nöte
der vergangenen Zeit endgültig überwunden sind. Gottes
endgültiges Heil will eben nicht nur die Erlösung des
Einzelnen, sondern die totale Erneuerung der gesamten Schöpfung:
Sie ist nicht nur personal - auf den einzelnen Menschen bezogen,
sondern zugleich universal. Es geht Gott also nicht nur um die Erfüllung
unserer ganz privaten Hoffnungen auf den Himmel. Er hat die ganze
Welt im Blick. Und er wird manche unserer sehr persönlichen
Himmelsvorstellungen zerstören und uns damit sicherlich arg
verwundern. Karl Barth, Schweizer Theologe zur Zeit des Dritten
Reiches in Deutschland, soll einmal auf die Frage einer frommen
Frau "Werden wir wohl im Himmel unsere Lieben wiedersehen?"
- spontan geantwortet haben: "Machen Sie sich darauf gefaßt:
nicht nur Ihre Lieben"'........
b.
Ganz nah bei Gott - kein Wunsch, sondern Wahrheit
Die
neue Welt wird bestimmt sein durch die unmittelbare Gemeinschaft
Gottes mit seinen Menschen. Das wird in Offb. 21,3.4 zunächst
damit veranschaulicht, daß Gott mitten unter den Menschen
"seine Zelte aufschlagen" (so wörtlich) und fürsorglich
wie eine Mutter, die die Tränen ihrer Kinder abwischt, für
jeden einzelnen da sein wird. Später erzählt der Seher
Johannes noch, daß im neuen Jerusalem kein Tempel mehr gebraucht
wird, weil Gott nicht mehr in einem eigens ihm geweihten Haus gesucht
und angebetet werden muß, sondern nun für immer den Menschen
von Angesicht zu Angesicht begegnet. Können wir irdischen Menschen
das Angesicht Gottes nicht anschauen. weil wir in seinem Herrlichkeitsglanz
vor Scham vergehen müßten (vgl. Jes. 6,5), so leuchtet
es uns in seiner neuen Weit in wohltuender Klarheit und Wärme
(Offb. 22,5), um uns ewig zu erfreuen. Selbst die Sonne und der
Mond werden dann überflüssig sein.
In
Offb. 21,5-8 geschieht übrigens für das Buch der Offenbarung
etwas ganz Ungewöhnliches und Einmaliges: Gott selbst bestätigt
eindeutig, daß jenes BiId der neuen Welt nicht frommem Wunschdenken
entspringt, sondern daß die Vision des Johannes wahr ist.
Er selber gibt Johannes den Befehl, diese Worte als unerschütterlich
feststehend für jene Gemeinden aufzuschreiben, die gerade zu
dieser Zeit in ihrem Glauben Not und Verfolgung erleiden. Gott selbst
gibt zu Protokoll, worauf Menschen ihn zu allen Zeit festlegen bzw.
behaften können. So erhalten die Visionen des Johannes und
ihre Deutung mit diesem von Gott selbst verbürgten "Gütesiegel"
ein besonderes Gewicht.
c.
Die neue Welt Gottes - ein Ort versöhnter Gegensätze
Gottes
neue Schöpfung wird uns in Offb. 21 zunächst als eine
Metropole ungeheuren Ausmaßes vorgestellt: Das neue Jerusalem
ist wie ein riesengroßer Kubus mit einer Ausdehnung von je
2.220 Kilometern Länge - letztlich für uns unvorstellbar.
Vom äußeren Erscheinungsbild her eine beeindruckende
Pracht: Goldene Plätze und Straßen, Stadtmauern aus wertvollen
Edelsteinen sowie Stadttore aus kostbaren Perlen - der Inbegriff
des Reichtums an Geborgenheit und Frieden, an Gütern und Kultur,
an Frohsinn und Leben: die große Stadt als Ziel menschlicher
Sehnsucht wie göttlicher Pläne. Doch während wir
die großen Städte heute immer wieder als lebensbedrohlich,
sozial kalt und anonym erleben, schafft Gott mit dem neuen Jerusalem
das genaue Gegenstück: endlich eine Großstadt, in der
niemand übersehen, unterdrückt oder einsam wird, sondern
in der das Leben aller gelingt.
Dennoch beschränkt sich die Vision der neuen Weit Gottes nicht
auf das Bild einer riesigen Großstadt. Denn in Offb. 22 ist
plötzlich von einem kristallklaren Strom die Rede, der "beim
Thron Gottes und des Lammes" entspringt. Sein Wasser spendet
Leben, aus dem üppigstes Wachstum und reicher Segen hervorgehen:
In schier unversiegbarer Fülle tragen die Lebensbäume
an beiden Seiten des Stromes jeden Monat neue Früchte. So gehört
zum Bild der neuen Welt auch das der unversehrten, üppig -
fruchtbaren Natur.
Der Seher Johannes schildert uns die neue Welt Gottes als versöhnte
ganzheitliche Schöpfung, in der nicht mehr wie noch in der
alten Welt großstädtisches und ländliches Leben,
Technik und Natur, Erste Welt und Zwei - Drittel - Welt wie unversöhnte
Gegensätze auseinanderfallen. Die neue Weit Gottes ist eine
Welt, in der die Menschen in versöhnter Verschiedenheit und
in Harmonie mit der gesamten Schöpfung vor Gottes Angesicht
leben werden. |
4.
Faszinierender Ausblick
Mit
seinem bekannt gewordenen Sketch über den Münchner Dienstmann
Aloysius, der partout nicht in den Himmel will, hat der bayrische
Volksdichter Ludwig Thoma auch die Einstellung vieler Menschen unserer
Tage getroffen, wenn sie an den Himmel denken.
Wer
Aloysius nicht kennt: er ist verantwortlich dafür, daß
die bayerische Staatsregierung leider bis auf diesen Tag immer noch
auf eine göttliche Eingebung verzichten muß, weil der
himmlische Überbringer dieser Botschaft, Aloysius, auf dem
Weg zum Maximilianeum zu einer Maß Bier kommt, und dann zu
noch einer..und den Rest können Sie sich denken.
Für
Aloysius jedenfalls, den "Engel wider Willen", ist der
Himmel der Gipfel der Langeweile und Gleichförmigkeit. Den
ganzen Tag mit den himmlischen Heerscharen vor dem Thron Gottes
stramm zu stehen, sich zu bekreuzigen und fortwährend "Halleluja"
und "Hosianna" zu jauchzen: da vergeht einem doch der
Spaß!
Andere argwöhnen, daß sich hinter dem Ausblick auf ein
himmlisches Jerusalem mit seinen goldenen Gassen nur eine naive
Jenseits - Vertröstung verberge - ohne irgendeinen realen Bezug
zur Zukunft.
Zugegeben:
Die Bilder äußerer Pracht - z.B. das himmlische Jerusalem
- faszinieren an den Schilderungen der Offenbarung wohl nur noch
wenige Menschen. Das hängt gewiß damit zusammen, daß
wir in jenem Teil der Erde leben, der von materiellem Überfluß
geprägt ist. Für Menschen, die so wie die Leser der Offenbarung
damals in äußerer Armut leben müssen, werden diese
Bilder von der goldenen Stadt jedoch die eigene Hoffnung beflügeln,
wie es z.B. unzählige Negro - Spirituals aus der Zeit der Sklaverei
widerspiegeln.
Mich
selber hingegen fasziniert der Ausblick auf das endgültige
Heilwerden meines Lebens, ja der gesamten Schöpfung in der
unmittelbaren Gemeinschaft mit Gott. Keine Tränen, kein Leid,
keine Schmerzen, kein Tod mehr! Ja, darauf freue ich mich - daß
in den liebenden Armen Gottes einmal alles gut wird. Darum berührt
es mich tief, daß ich dann Gott in seiner Herrlichkeit schauen
darf und sein Glanz mich nicht mehr blenden wird. Das All wird erfüllt
sein von dem unbeschreiblichen Jubel der für alle Zeit Erlösten:
endlich sind wir am Ziel.
Am
Schluß dieser Predigt nun noch ein paar nachdenkenswerte Impulse
und ein paar sehr persönliche Überlegungen und Hinweise:
Eine
Kinderbuchreihe hat vor Jahren meine Frau und mich fasziniert, sodaß
wir sie einander vorgelesen haben: die 7 Bücher mit Geschichten
aus Narnia, von C.S. Lewis. In dieser Bücherfolge wird
die die Erlösungstat Christi in eine Welt der Faune und Elfen
versetzt (was übrigens nichts mit Esoterik zu tun hat) und
dem Erlöser Jesus Christus die Gestalt eines mächtigen
Löwen gegeben. Und der Himmel, so wie ihn dieses Buch darstellt,
ist - nicht nur für Kinder - alles andere als langweilig. C.S.
Lewis liegt hier m.E. nicht falsch, wenn er den Himmel - ausgehend
vom himmlischen Jerusalem - erscheinen läßt als eine
idealisierte Welt voller Kraft und Schönheit, voller innigster
Gefühle, in der auch Landschaften wiedererkennbar werden. Die
Kinder erkennen dann - auf München übertragen - die Bergkette
der Werdenfelser Alpen mit Alp- und Zugspitze wieder - nur verherrlicht
und in ein wunderbares göttliches Licht getaucht, gereinigt
von allem Zerstörerischen und kraftvoll vergrößert,
so wie alles im Himmel vor Schönheit strotzt und selbst die
Berge jubeln angesichts des Anbruchs der erneuerten Schöpfung
Gottes. Voller Rührung habe ich damals beim Lesen dieser Beschreibung
des Himmels Gott gedankt für diese Perspektive eines Himmels,
der alles andere als langweilig ist; der überzeugt, der Gott
verherrlicht und mein dann himmlisches Herz erfüllen wird mit
einer nie gekannten großen Freude und Dankbarkeit über
so eine Schöpfung Gottes. Auch darauf freue ich mich. Im Vergleich
zu dieser himmlischen Welt kann man das, was wir hier vor Augen
haben, nur als einen langen Schatten verstehen, als eine Scheinwirklichkeit,
die in keinem Vergleich steht zu der Neuschöpfung - so wie
das alte Jerusalem zum himmlischen Jerusalem unvergleichlich ist,
nur ein Schatten der Wirklichkeit.
Und
die Hölle? Wo bleibt im Vergleich dazu dann einmal die Hölle?
Der
Ort des Schreckens, der uns hier auf dieser Erde so groß und
gefährlich vorkommt? Wo bleiben die Kräfte, die uns jetzt
noch so quälen können und uns sogar in Gefahr bringen
können, des Himmels verlustig zu gehen.
Die Bibel macht eines ganz klar: Im Vergleich zum Himmel und zur
Macht Gottes ist die Hölle nicht nennenswert. Gott würde
sich damit nicht abgeben, wenn er uns schwache kleine Menschen nicht
dauernd davor warnen müßte.
Auch hier hilft ein Bild von C.S. Lewis aus seinem Buch "Die
große Scheidung". Lewis beschreibt dort die Vision eines
Sehers, der ins Paradies, sozusagen ins Vorzimmer des Himmels, geraten
ist, nachdem er vorher einen Blick in die Hölle tun durfte,
und der nun im Paradies, überwältigt von der Kraft und
Schönheit des vorausstrahlenden Göttlichen, einen himmlischen
Boten fragt: Wo eigentlich ist diese Hölle, die so unendlich
groß und riesig und düster erscheint, wenn man sie von
innen betrachtet - so wie dieser Visionär das javor kurzem
konnte.
Und dann? Dann - ich lese aus diesem Buch ("Die große
Scheidung", Johannes-Verlag Einsiedeln, 1980, S. 129ff):
"...Mein Lehrer lächelte seltsam. "Sieh,"
sagte er und ließ sich auf Hände und Knie nieder. Ich
tat das gleiche (wie das meine Knie schmerzte!), und da sah ich,
daß er einen Grashalm abgepflückt hatte. Die Halmspitze
als einen Zeiger benutzend, ließ er mich, nachdem ich sehr
genau hingeschaut hatte, einen Spalt im Boden sehen - einen so kleinen
Spalt, daß ich ohne seine Hilfe ihn nicht hätte unterscheiden
können.
»Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen«, sprach er,
»ob gerade das der Spalt ist, durch den Ihr heraufgekommen
seid. Aber gewiß kamt Ihr durch einen Spalt nicht größer
als dieser.«
»Aber - aber«, keuchte ich mit einem Gefühl von
Verwirrung, das sich dem Entsetzen näherte. »Ich sah
einen unendlichen Abgrund. Und Felsen, hoch und höher ragend.
Und dann dies Land oben auf dem Felsen.«
»Gewiß. Aber diese Reise war eine Reise nicht nur durch
den Raum. Jener Bus und ihr alle darin habt auch an Umfang zugenommen.«
»Willst du also sagen, daß die Hölle - die endlose,
leere Stadt - unten drin steckt in einem kleinen Spalt wie diesem?«
"Ja. Die ganze Hölle ist kleiner als ein Kieselstein eurer
irdischen Welt. Sieh dort den Schmetterling. Wenn er die ganze Hölle
verschluckte, die Hölle würde nicht groß genug sein,
ihm irgendeinen Schaden zu tun oder irgendeinen Geschmack zu haben.«
»Sie erscheint groß genug, wenn man darin ist, Herr.«
»Und dennoch: alle Einsamkeiten, Zornanfälle, Haßempfindungen,
Neidgefühle und Gelüste, die sie enthält - drängte
man sie alle zusammen in eine einzige Erfahrung und legte sie in
die Waagschale gegen den kürzesten Augenblick der Freude, empfunden
von dem Geringsten im Himmel - sie würde nicht Gewicht genug
haben, um überhaupt einen Ausschlag zu geben. Den Schlechten
gelingt es nicht einmal, so wahrhaft schlecht zu sein, wie das Gute
gut ist. Wenn aller Jammer der Hölle zusammengenommen in das
Bewußtsein jenes winzigen gelben Vögleins eindringen
könnte, er würde ohne Spur verschluckt werden, so als
ob man einenTropfen Tinte in jenen großen Ozean fallen ließe,
im Vergleich zu dem der Stille Ozean auf Erden ein bloßes
Molekül ist.«
"Ich sehe«, sagte ich schließlich. »Sie würde
nicht in die Hölle hineingehen.«
Er nickte. »Es wäre kein Raum für sie«, sagte
er. »Die Hölle könnte ihren Schlund nicht weit genug
öffnen.« »Und könnte sie sich nicht kleiner
machen - du weißt schon, wie Alice im Wunderland?«
»Nicht annähernd klein genug. Denn eine verdammte Seele
ist fast nichts. Sie ist geschrumpft, in sich verschlossen. Gott
schlägt unaufhörlich auf die Verdammten wie Tonwellen
auf die Ohren der Tauben, aber sie nehmen es nicht auf. Ihre Fäuste
sind geballt, ihre Zähne zusammengebissen, ihre Augen fest
geschlossen. Erst wollen sie nicht, und am Ende können sie
nicht ihre Hände für Gaben öffnen, ihren Mund für
Nahrung, ihre Augen zum Sehen.«
»So kann niemand je zu ihnen gelangen?
»Nur der Größte kann sich klein genug machen, um
in die Hölle einzugehen. Denn je höher ein Ding, um so
tiefer kann es hinabsteigen - ein Mensch kann mit einem Pferd mitfühlen,
aber ein Pferd nicht mit einer Ratte. Nur Einer ist in die Hölle
hinabgestiegen.«"
- Verstehen
Sie: wir haben uns einen Sonntag vor einigen Wochen Zeit genommen,
um über die Hölle nachzudenken. Im Vergleich dazu müßten
wir - was die Bedeutung und Größe betrifft - einige tausend
Jahre über den Himmel nachdenken.
Dazu werden wir im Himmel Zeit genug haben. Für heute muß
eine Predigt wie diese und Ihre Nacharbeit zu Hause genügen.
Aber Vorfreude wollte ich machen - auf den Himmel.
Etwas
ganz persönliches am Schluß:
Ein Gedanke hat meine Frau und mich getröstet, als wir vor
ca. 17 Jahren am Grab unseres zweiten Sohnes Stefan standen: daß
wir im Himmel einmal begrüßt werden von einem Wesen,
das dann dem Idealbild des Schöpfers entsprechen und nicht
mehr geprägt sein wird von der Behinderung und dem Syndrom,
die ihm schon nach wenigen Stunden das Leben auf dieser Erde unmöglich
gemacht haben. Im Himmel wird es keine Behinderungen mehr geben;
keine chronischen Krankheiten, keine körperlichen Zerstörungen.
Das tröstet sehr und macht gespannt auf das, was kommt.
Im Himmel wird es keine Tränen mehr geben, keine Todesangst,
keine schmerzhafte Trennung, keine schreckliche Diagnose, keine
Arbeitslosigkeit, keine belastende Alterungserscheinung, keine Intrige,
kein Mobbing, keine Zukunftsängste, keine Depressionen, keine
Haßgefühle, keine schmerzenden Verletzungen der Seele,
kein Schuldigwerden, keine Kluft zwischen Mensch und Mensch, keine
Verzweiflung, keine Einsamkeit.
Gott wird in der sichtbaren Dreieinigkeit alles ausfüllen.
Und ich werde, hoffentlich zusammen mit Dir, voller Freude miteinstimmen
in das Lob seines Namens, seiner Herrlichkeit. Auch darauf freue
ich mich. Und darauf, mit möglichst vielen von Ihnen dann ewig
zusammenzusein. Und wer jetzt vielleicht stöhnt: Oh weh - eine
Ewigkeit lang zusammen mit Gerd B. - nun ja, der mag sich trösten
damit, daß wir da oben ja nicht alle auf einem Flecken hocken
werden, und daß der größte Langeweiler im Himmel
doch noch irgendetwas liebenswertes haben wird. Also - Kopf hoch
zum Dankgebet - und: |
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