Das Jahr 607 v. u. Z. – Eine
Irreführung der Zeugen Jehovas
Diese Schrift soll den Zeugen Jehovas helfen, die fundamentalen
WT-Lehren über die Jahre 607 v. u. Z., 1914 und 1918 zu überprüfen.
Die WT-Versionen behaupten u. a., Jerusalem sei im Jahre 607 v. u. Z.
durch Babylon zerstört worden. Damit hätten zugleich die „7
Zeiten der Nationen“ begonnen, die mit der 2. Gegenwart Christi
im Jahr 1914 u. Z. geendet hätten.
An diese Interpretation gekoppelt ist der Glaube an die Auferstehung der
„Himmlischen Miterben“ im Jahre 1918 und die Einsetzung des
„Treuen und verständigen Sklaven“ (WT-Führung) über
die irdische Habe Jesu Christi, ab 1919.
Was geschähe, wenn Jehovas Zeugen erkennen würden, dass das
Jahr 607 v. u. Z. eine Fiktion ist, d.h. ein „Trick“, Irreführung
oder ein „Systemelement“, auf dem das gesamte „Lehrgebäude“
der Zeugen Jehovas aufgebaut wurde? Diese Jahreszahl ist ein Bestandteil
der „Mystifikation“ der sogenannten „7-Zeiten der Heiden“.
(s. abschließende Bemerkungen unten, Punkt 1).
Die bekannte WT-Version lautet:
Wenn die babylonische Gefangenschaft der Juden im Jahre 537 v.
u. Z. endete, dann muss sie logischerweise im Jahre 607 v. u. Z. begonnen
haben.
Das scheint – oberflächlich betrachtet – plausibel zu
sein. Allerdings stellt sich die berechtigte Frage:
Wenn die Version so einleuchtend und unwiderlegbar erscheint,
wieso steht sie in keinem Lexikon oder Geschichtswerk? In allen bekannten
und greifbaren Werken erscheint für dieses Ereignis das Jahr 587
oder 586 v. u. Z.
Selbst wenn man auf das Datum 607 eingehen würde, könnte niemals
von einer 70-jährigen Gefangenschaft gesprochen werden, da Babylon
bereits im Jahre 539 v. u. Z. von den Medern und Persern besiegt wurde.
Damit hätte die Gefangenschaft nur 68 Jahre gedauert. Die zwei fehlenden
Jahre bis 537 v. u. Z. können nicht zur Gefangenschaft gezählt
werden. Das Lexikon zur Bibel (R. Brockhaus Verlag, S. 447) schreibt:
„Die babylonische Gefangenschaft hat nicht 70 Jahre gedauert,
wie man oft annimmt, sondern kürzer. Die Aussagen in Jeremia 25,11.12;
29,10 beziehen sich nicht auf die Dauer der Verbannung; sie begrenzen
die Herrschaft des neubabylonischen Reiches auf 70 Jahre.“ Das ist entscheidend!
Sechs Faktoren zum Überprüfen der WT-Versionen zu
dem Jahr 607 v. u. Z.
1. Das Bekenntnis des früheren Mitgliedes der WT-Führung
Raymond Franz in seinem Buch: „KRISE DES GEWISSENS“ lautet:
„Das Jahr 607 v. u. Z., als Zeitpunkt der Zerstörung Jerusalems
und des Tempels, existiert nur in den Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft,“
R. Franz bekennt in seinem Buch offen, alle Fakten diffamiert zu haben,
die das WT-Datum 607 v. u. Z. in Frage stellten.
R. Franz war verantwortlicher Interpret für die Neubabylonische Geschichte
im „AID“-Buch der ZJ (Nachschlagewerk).
Nach seiner Trennung von der WT-Organisation deckte er die Praktiken und
Methoden der WT-Chronologen schonungslos auf. Er betont ausdrücklich,
dass das Jahr 607 v. u. Z. für die Zerstörung Jerusalems nur
in den WT-Schriften existiere.
2. In der WT-Schrift „DEIN KÖNIGREICH KOMME“
wird auf Seite 189 beschrieben, dass Nebukadnezar Jerusalem und den Tempel
in seinem 18. Regierungsjahr zerstört habe. Nach Jeremia 52,12 lautet
der Text, dass es das 19. Jahr Nebukadnezars war.
Jehovas Zeugen setzen hierfür das Jahr 607 v. u. Z. ein. Das würde
bedeuten, dass das erste Regierungsjahr Nebukadnezars das Jahr 625 v.
u. Z. gewesen wäre. Auch das wird in den WT-Schriften behauptet.
Damit wird allerdings die Herrschaftszeit Babylons, die gemäß
Jeremia 29,10 auf 70 Jahre angesetzt war, um 15 Jahre verlängert.
Die WT-Version steht damit offensichtlich gegen das geschriebene Wort
Gottes.
3. Gemäß Jeremia 25,1 und 46,2 ist das erste
Regierungsjahr Nebukadnezars zugleich das 4. Jahr Jojakims. Beide Ereignisse
fallen in das historische Jahr 605 v. u. Z. der Schlacht bei Karkemisch.
4. Wenn das erste Regierungsjahr Nebukadnezars in das
Jahr 605 fällt, dann wären sein 19. Regierungsjahr, die Zerstörung
Jerusalems und des Tempels, laut Jeremia 52,12, genau im Jahr 587 v. u.
Z.
5. Da das historisch anerkannte Datum der Zerstörung
Jerusalems das Jahr 587 v. u. Z. ist, endet die 70-jährige Verödung
des Tempels laut Esra 6,15.16, im 6. Regierungsjahr des Darius, 517/516
v. u. Z.
6. Die WT-Schrift „Dein Königreich komme“
zitiert auf Seite 188 Josephus Flavius. Diese Darlegung nennt man „Trick“
oder „Kunstgriff“. Sie ist für die Praktiken der WT-Gesellschaft
typisch. Sie unterschlägt ihren Anhängern willentlich die entscheidende
Korrektur durch Josephus, weil sie nicht in ihr Konzept passt. Zunächst
schreibt Josephus in: „JÜDISCHE ALTERTÜMER“,X,ix,7
und „GEGEN APION“, 1,19, von einer 70-jährigen Verödung
Jerusalems. Die WT-Gesellschaft übernimmt diese Angaben und setzt
sie für ihre Version – Zerstörung Jerusalems 607 v. u.
Z. und Wiederaufbaubeginn 537 v. u. Z. = 70 Jahre danach – ein.
Josephus hat sich in einem späteren Werk bezüglich der
„70 Jahre“ auf „50“ Jahre korrigiert. Wir fragen
die WTG, warum sie diese Angaben ignoriert. Das kommt einer willentlichen
Falschdarstellung der Geschichtsschreibung des Josephus gleich.
Die Korrektur in seiner Schrift „GEGEN APION“, 1,21
lautet:
„Im 19. Jahr seiner Regierung verödete Nebukadnezar unseren
Tempel, und so lag er im Zustand der ... 50 Jahre lang.“
Dieses 19. Regierungsjahr Nebukadnezars war, wie schon erwähnt,
das Jahr der Tempelzerstörung um 587 v. u. Z. Hier beginnen die von
Josephus erwähnten „50 Jahre“ des Tempelzustandes, die
im Jahre 537 v. u. Z., mit dem Beginn des Wiederaufbaues endeten.
(vgl. hierzu Faktor 4 u. 5)
Es ist offensichtlich:
Die historischen und biblischen Angaben, die unter den Faktoren 3, 4,
5 und 6 dargelegt werden, stimmen miteinander überein. Die historischen
Angaben decken sich mit den biblischen. Dagegen ist das Jahr 607
nur ein „Systemelement“ zur Aufrechterhaltung des gesamten
Lehr- und Glaubensgebäudes der Zeugen Jehovas. Es ist ein bewusste
Irreführung.
Die Quintessenz unserer Darlegung:
1. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels fanden
im Jahre 587 v. u. Z. statt.
Das Jahr 607 v. u. Z. ist ein fiktives Datum, das als ein „Systemelement“
nur in der WT-Lehre zu finden ist. Es ist historisch völlig bedeutungslos.
2. Da das Jahr 607 v. u. Z. „fingiert“ ist,
verliert das Jahr 1914 u. Z., das von den Zeugen Jehovas als die zweite
Wiederkunft Christi verkündet wird, ebenfalls seine Bedeutung.
Von einer zweiten Wiederkunft oder Gegenwart Christi kann sowieso erst
nach der großen Drangsal gesprochen werden. Sie steht noch bevor.
3. Weil Christus noch nicht herrscht, fand auch 1918
u. Z. keine Auferstehung der „himmlischen Klasse“ statt, denn
Christus beginnt nicht ohne sie zu herrschen. Es gibt dann auch keinen
sogenannten „Überrest der Leibesglieder“ auf Erden, da
gemäß 1. Thessalonicher 4,16.17 alle Leibesglieder Christi,
lebende und auferweckte, gemeinsam entrückt werden.
4. Gemäß dieser Tatsache kann es keinen „Treuen
und Verständigen Sklaven“ geben, der sich zum Leib Christi
bekennt und schon jetzt über die irdische Habe Christi zu herrschen
begonnen hat. Da Christus seine Herrschaft über die Erde noch nicht
angetreten hat, hat sich die WT-Führung einen Platz angemaßt,
der ihr nicht zugeteilt wurde.
Abschließende Bemerkungen:
1. Die Version: „7 Zeiten = 2520 Jahre“,
ist keine Erfindung der WT-Gesellschaft. Sie stammt von dem Engländer
Aquilla Brown aus dem Jahre 1823, als Ch. T. Russell noch nicht lebte.
Jedoch setzte Brown die Zeitspanne von 604 v. u. Z bis 1917 u. Z. ein.
Er wandte ebenfalls das Schema 1Tag=1Jahr an. Später übernahm
der Verleger des „Herald of the Morning“, N. H. Barbour, die
Version in etwas abgewandelter Form. Auf der Titelseite seiner Schrift
vom Juli 1878 findet man den Hinweis: „Zeiten der Heiden enden 1914“.
Zu jener Zeit war Ch. T. Russell, der Gründer der Wachtturm-Bibel-und-Traktat-Gesellschaft,
noch Mitarbeiter dieses Verlages. Für ihn war zu jener Zeit das Datum
1914 völlig uninteressant. Erst ab 1929 verkündet die WT-Gesellschaft
die 2. Gegenwart Christi seit 1914.
(Bemerkung: Die Schriften A. Browns und die Titelseite des „Herald
of the Morning“ liegen uns als Kopie vor.)
2. Das WT-Buch „DIE GANZE SCHRIFT IST VON GOTT
INSPIRIERT UND NÜTZLICH“ 1 hat in der Chronologietabelle zwischen
dem Jahren 537 v. u. Z. bis 927 v. u. Z.2 über 22 Geschichtsdaten
gegenüber der Profangeschichte willkürlich verändert. Die
größte Umdatierung dabei ist eine 71-jährige Vorverlegung
der Teilung des 12 Stämme Reiches Israel auf das Jahr 997 v. u. Z.
Damit wollte die WTG den Nachweis erbringen, dass genau in ihrem konstruierten,
angenommen Jahr 607 v. u. Z. die 390 Jahre gemäß Hes 4,6 abgelaufen
wären.
Anmerkungen:
1 S.292 u. 293/Tabelle
2 Nach der Geschichtstabelle von Alfred Jepsen/Lu rev. 1975, war die Reichsteilung
927 v. u. Z. Somit enden die 390 Jahre um 537 v. u. Z., im Jahr der Rückkehr
nach Jerusalem, und nicht 607 v. u. Z.
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