aktualisiert am 2016-04-02

Das Jahr 607 v. u. Z. – Eine Irreführung der Zeugen Jehovas

Diese Schrift soll den Zeugen Jehovas helfen, die fundamentalen WT-Lehren über die Jahre 607 v. u. Z., 1914 und 1918 zu überprüfen.

Die WT-Versionen behaupten u. a., Jerusalem sei im Jahre 607 v. u. Z. durch Babylon zerstört worden. Damit hätten zugleich die „7 Zeiten der Nationen“ begonnen, die mit der 2. Gegenwart Christi im Jahr 1914 u. Z. geendet hätten.
An diese Interpretation gekoppelt ist der Glaube an die Auferstehung der „Himmlischen Miterben“ im Jahre 1918 und die Einsetzung des „Treuen und verständigen Sklaven“ (WT-Führung) über die irdische Habe Jesu Christi, ab 1919.
Was geschähe, wenn Jehovas Zeugen erkennen würden, dass das Jahr 607 v. u. Z. eine Fiktion ist, d.h. ein „Trick“, Irreführung oder ein „Systemelement“, auf dem das gesamte „Lehrgebäude“ der Zeugen Jehovas aufgebaut wurde? Diese Jahreszahl ist ein Bestandteil der „Mystifikation“ der sogenannten „7-Zeiten der Heiden“. (s. abschließende Bemerkungen unten, Punkt 1).

Die bekannte WT-Version lautet:

Wenn die babylonische Gefangenschaft der Juden im Jahre 537 v. u. Z. endete, dann muss sie logischerweise im Jahre 607 v. u. Z. begonnen haben.

Das scheint – oberflächlich betrachtet – plausibel zu sein. Allerdings stellt sich die berechtigte Frage:
Wenn die Version so einleuchtend und unwiderlegbar erscheint, wieso steht sie in keinem Lexikon oder Geschichtswerk? In allen bekannten und greifbaren Werken erscheint für dieses Ereignis das Jahr 587 oder 586 v. u. Z.
Selbst wenn man auf das Datum 607 eingehen würde, könnte niemals von einer 70-jährigen Gefangenschaft gesprochen werden, da Babylon bereits im Jahre 539 v. u. Z. von den Medern und Persern besiegt wurde. Damit hätte die Gefangenschaft nur 68 Jahre gedauert. Die zwei fehlenden Jahre bis 537 v. u. Z. können nicht zur Gefangenschaft gezählt werden. Das Lexikon zur Bibel (R. Brockhaus Verlag, S. 447) schreibt: „Die babylonische Gefangenschaft hat nicht 70 Jahre gedauert, wie man oft annimmt, sondern kürzer. Die Aussagen in Jeremia 25,11.12; 29,10 beziehen sich nicht auf die Dauer der Verbannung; sie begrenzen die Herrschaft des neubabylonischen Reiches auf 70 Jahre.Das ist entscheidend!


Sechs Faktoren zum Überprüfen der WT-Versionen zu dem Jahr 607 v. u. Z.


1. Das Bekenntnis des früheren Mitgliedes der WT-Führung Raymond Franz in seinem Buch: „KRISE DES GEWISSENS“ lautet:
„Das Jahr 607 v. u. Z., als Zeitpunkt der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, existiert nur in den Publikationen der Wachtturm-Gesellschaft,“
R. Franz bekennt in seinem Buch offen, alle Fakten diffamiert zu haben, die das WT-Datum 607 v. u. Z. in Frage stellten.
R. Franz war verantwortlicher Interpret für die Neubabylonische Geschichte im „AID“-Buch der ZJ (Nachschlagewerk).

Nach seiner Trennung von der WT-Organisation deckte er die Praktiken und Methoden der WT-Chronologen schonungslos auf. Er betont ausdrücklich, dass das Jahr 607 v. u. Z. für die Zerstörung Jerusalems nur in den WT-Schriften existiere.

2. In der WT-Schrift „DEIN KÖNIGREICH KOMME“ wird auf Seite 189 beschrieben, dass Nebukadnezar Jerusalem und den Tempel in seinem 18. Regierungsjahr zerstört habe. Nach Jeremia 52,12 lautet der Text, dass es das 19. Jahr Nebukadnezars war.
Jehovas Zeugen setzen hierfür das Jahr 607 v. u. Z. ein. Das würde bedeuten, dass das erste Regierungsjahr Nebukadnezars das Jahr 625 v. u. Z. gewesen wäre. Auch das wird in den WT-Schriften behauptet.
Damit wird allerdings die Herrschaftszeit Babylons, die gemäß Jeremia 29,10 auf 70 Jahre angesetzt war, um 15 Jahre verlängert. Die WT-Version steht damit offensichtlich gegen das geschriebene Wort Gottes.

3. Gemäß Jeremia 25,1 und 46,2 ist das erste Regierungsjahr Nebukadnezars zugleich das 4. Jahr Jojakims. Beide Ereignisse fallen in das historische Jahr 605 v. u. Z. der Schlacht bei Karkemisch.

4. Wenn das erste Regierungsjahr Nebukadnezars in das Jahr 605 fällt, dann wären sein 19. Regierungsjahr, die Zerstörung Jerusalems und des Tempels, laut Jeremia 52,12, genau im Jahr 587 v. u. Z.

5. Da das historisch anerkannte Datum der Zerstörung Jerusalems das Jahr 587 v. u. Z. ist, endet die 70-jährige Verödung des Tempels laut Esra 6,15.16, im 6. Regierungsjahr des Darius, 517/516 v. u. Z.

6. Die WT-Schrift „Dein Königreich komme“ zitiert auf Seite 188 Josephus Flavius. Diese Darlegung nennt man „Trick“ oder „Kunstgriff“. Sie ist für die Praktiken der WT-Gesellschaft typisch. Sie unterschlägt ihren Anhängern willentlich die entscheidende Korrektur durch Josephus, weil sie nicht in ihr Konzept passt. Zunächst schreibt Josephus in: „JÜDISCHE ALTERTÜMER“,X,ix,7 und „GEGEN APION“, 1,19, von einer 70-jährigen Verödung Jerusalems. Die WT-Gesellschaft übernimmt diese Angaben und setzt sie für ihre Version – Zerstörung Jerusalems 607 v. u. Z. und Wiederaufbaubeginn 537 v. u. Z. = 70 Jahre danach – ein.
Josephus hat sich in einem späteren Werk bezüglich der „70 Jahre“ auf „50“ Jahre korrigiert. Wir fragen die WTG, warum sie diese Angaben ignoriert. Das kommt einer willentlichen Falschdarstellung der Geschichtsschreibung des Josephus gleich.
Die Korrektur in seiner Schrift „GEGEN APION“, 1,21 lautet:
Im 19. Jahr seiner Regierung verödete Nebukadnezar unseren Tempel, und so lag er im Zustand der ... 50 Jahre lang.

Dieses 19. Regierungsjahr Nebukadnezars war, wie schon erwähnt, das Jahr der Tempelzerstörung um 587 v. u. Z. Hier beginnen die von Josephus erwähnten „50 Jahre“ des Tempelzustandes, die im Jahre 537 v. u. Z., mit dem Beginn des Wiederaufbaues endeten.
(vgl. hierzu Faktor 4 u. 5)

Es ist offensichtlich:

Die historischen und biblischen Angaben, die unter den Faktoren 3, 4, 5 und 6 dargelegt werden, stimmen miteinander überein. Die historischen Angaben decken sich mit den biblischen. Dagegen ist das Jahr 607 nur ein „Systemelement“ zur Aufrechterhaltung des gesamten Lehr- und Glaubensgebäudes der Zeugen Jehovas. Es ist ein bewusste Irreführung.

Die Quintessenz unserer Darlegung:

1. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels fanden im Jahre 587 v. u. Z. statt.
Das Jahr 607 v. u. Z. ist ein fiktives Datum, das als ein „Systemelement“ nur in der WT-Lehre zu finden ist. Es ist historisch völlig bedeutungslos.

2. Da das Jahr 607 v. u. Z. „fingiert“ ist, verliert das Jahr 1914 u. Z., das von den Zeugen Jehovas als die zweite Wiederkunft Christi verkündet wird, ebenfalls seine Bedeutung.
Von einer zweiten Wiederkunft oder Gegenwart Christi kann sowieso erst nach der großen Drangsal gesprochen werden. Sie steht noch bevor.

3. Weil Christus noch nicht herrscht, fand auch 1918 u. Z. keine Auferstehung der „himmlischen Klasse“ statt, denn Christus beginnt nicht ohne sie zu herrschen. Es gibt dann auch keinen sogenannten „Überrest der Leibesglieder“ auf Erden, da gemäß 1. Thessalonicher 4,16.17 alle Leibesglieder Christi, lebende und auferweckte, gemeinsam entrückt werden.

4. Gemäß dieser Tatsache kann es keinen „Treuen und Verständigen Sklaven“ geben, der sich zum Leib Christi bekennt und schon jetzt über die irdische Habe Christi zu herrschen begonnen hat. Da Christus seine Herrschaft über die Erde noch nicht angetreten hat, hat sich die WT-Führung einen Platz angemaßt, der ihr nicht zugeteilt wurde.

Abschließende Bemerkungen:

1. Die Version: „7 Zeiten = 2520 Jahre“, ist keine Erfindung der WT-Gesellschaft. Sie stammt von dem Engländer Aquilla Brown aus dem Jahre 1823, als Ch. T. Russell noch nicht lebte. Jedoch setzte Brown die Zeitspanne von 604 v. u. Z bis 1917 u. Z. ein. Er wandte ebenfalls das Schema 1Tag=1Jahr an. Später übernahm der Verleger des „Herald of the Morning“, N. H. Barbour, die Version in etwas abgewandelter Form. Auf der Titelseite seiner Schrift vom Juli 1878 findet man den Hinweis: „Zeiten der Heiden enden 1914“.
Zu jener Zeit war Ch. T. Russell, der Gründer der Wachtturm-Bibel-und-Traktat-Gesellschaft, noch Mitarbeiter dieses Verlages. Für ihn war zu jener Zeit das Datum 1914 völlig uninteressant. Erst ab 1929 verkündet die WT-Gesellschaft die 2. Gegenwart Christi seit 1914.
(Bemerkung: Die Schriften A. Browns und die Titelseite des „Herald of the Morning“ liegen uns als Kopie vor.)

2. Das WT-Buch „DIE GANZE SCHRIFT IST VON GOTT INSPIRIERT UND NÜTZLICH“ 1 hat in der Chronologietabelle zwischen dem Jahren 537 v. u. Z. bis 927 v. u. Z.2 über 22 Geschichtsdaten gegenüber der Profangeschichte willkürlich verändert. Die größte Umdatierung dabei ist eine 71-jährige Vorverlegung der Teilung des 12 Stämme Reiches Israel auf das Jahr 997 v. u. Z. Damit wollte die WTG den Nachweis erbringen, dass genau in ihrem konstruierten, angenommen Jahr 607 v. u. Z. die 390 Jahre gemäß Hes 4,6 abgelaufen wären.

Anmerkungen:
1 S.292 u. 293/Tabelle
2 Nach der Geschichtstabelle von Alfred Jepsen/Lu rev. 1975, war die Reichsteilung 927 v. u. Z. Somit enden die 390 Jahre um 537 v. u. Z., im Jahr der Rückkehr nach Jerusalem, und nicht 607 v. u. Z.