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Ist die Kindertaufe unbiblisch?
Antwort:
Ja. - Sie ist in der ganzen Heiligen Schrift nicht nachweisbar.
BIBELSTELLEN
Die Bibelstellen, die zugunsten der Kindertaufe angeführt werden,
sprechen von etwas anderem bzw. bestätigen das Gegenteil. Es handelt
sich hierbei vor allem um folgende Bibelstellen:
(1) Mt 19,13-15
Hier findet durch Jesus keine Taufe, sondern eine Segnung von Kindern
durch Handauflegung statt. Das war damals durch heilige Menschen oder
Rabbiner üblich und wurde von Eltern für ihre Kinder verschiede-
nen Alters gewünscht. Das »wehret ihnen nicht« bezieht
sich auf die Jünger, die, vom Erwachsenendenken geprägt, die
Kinder nicht zu diesem berühmten Rabbi Jesus zulassen wollten, weil
sie seine Reden noch nicht begreifen und verstehen konnten und außerdem
sowieso störten. Das in
unseren Bibeln mit »solcher« ist das Reich der Himmel übersetzte
griechische Wort heißt eigentlich: »denn den so Beschaffenen«
gehört das Reich der Himmel. Vgl - Mt 18,3 - »Wahrlich, ich
sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet
ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.« Kleine Kinder sind
nämlich, wenn sie von Erwachsenen noch nicht verdorben wurden oder
Leidenserfahrungen durch falsche Erziehung durchgemacht haben, vertrauensvoll,
naiv im guten Sinne und unverdorben.
Sie vertrauen im Gegensatz zu Erwachsenen noch dem, der es gut mit ihnen
meint. Darum liegt noch nichts Hinderndes vor, was sie vom Himmelreich
abhalten könnte. Diese Texte könnten geradezu als Gegenbeweis
aufgeführt werden gegen die Vorstellung einer notwendig rettenden
Kindertaufe wegen der sogenannten Erbsünde.
(Vgl. die Parallelstellen Lk 18,15-17; Mk 10,13-16.)
(2) Apg 16,25-34, Apg 10,44-48; Apg 16,15; Apg 18,8 und 1 Kor 1, 10-
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sind Texte von sogenannten »Haustaufen«. Nicht, weil sie in
einem Haus geschehen wären, sondern weil sich eine ganze Hausgemeinschaft
taufen ließ. Die Vertreter der Kindertaufe behaupten nun oder nehmen
an, daß Kinder dabeigewesen sein müßten, die ebenfalls
getauft wurden. Genaues Hineinschauen in den biblischen Text zeigt, daß
sich dies nicht nachweisen läßt. - Apg 16,32-34 zeigt klar,
daß vor der Taufe zuerst das Wort Gottes gepredigt wurde. Daraus
folgt bzw. ergibt sich das Gläubigwerden. Es ist ein Gläubigwerden
aufgrund des gehörten und angenommenen Wortes, das zur Taufe führte.
Säuglinge können darum nicht dabeigewesen sein. In Apg 18,8
ist dasselbe noch deutlicher erkennbar. Dort heißt es: Sie »hörten
zu, wurden gläubig und ließen sich taufen.« Das kann
nun wirklich nicht von Säuglingen und Kleinkindern gesagt werden.
Dasselbe gilt für Apg 10,44-48, wo der Heilige Geist noch während
der Predigt des Petrus auf die Gläubigwerdenden fällt, oder
auch für 1 Kor 1,16, der Taufe des Hauses des Stephanas. Dieselben
Hausgenossen stellen sich in 1 Kor 16,15 in den Dienst, was ja für
Säuglinge nicht möglich ist. Auch Apg 16,15 wird durch Apg 16,40
und vorausgehende Texte in derselben Richtung bestätigt. Wenn in
Apg 16,40 die in Apg 16,15 Getauften ermahnt werden, ist dies an Säuglingen
ebenfalls nicht möglich. - Trotzdem berufen sich weiterhin viele
Menschen auf alle diese Stellen, weil sie festhalten wollen an einer nichtbiblischen
Taufpraxis und für diese einen biblischen Beweis suchen. Das jedoch
widerspricht dem reformatorischen Grundsatz »sola scriptura«
allein die Schrift. Diese von den Reformatoren geforderte Treue zur Schrift
kommt aber nur in der Taufe der Gläubigen zur Geltung.
ANMERKUNGEN:
»Menschen, die sich auf ihren Glauben hin taufen lassen, stellen
sich damit bewußt unter die Lehre Jesu und seiner Apostel und lehnen
alle Menschensatzungen und Menschengebote, die wider das klare Wort gehen,
als irrig ab.« (Friedrich Sontheimer .... und ließen sich
taufen, 5. Aufl., Kreuzlingen 1981, S. 25)
»Weder in der Bibel noch in den Taufbezeugungen der ersten ca. 200
Jahre findet sich die Säuglingstaufe irgendwo belegt. « (Reinhart
Weber, Reformation der Taufe, Selent 1983, S. 109)
»Das Resultat, zu dem wir bisher gekommen sind, ist immer wieder
dasselbe: Erst im 3. Jahr-
hundert setzen die direkten Zeugnisse der Kirchenväter für die
Säuglingstaufe ein, was - am
Rande bemerkt - kein Zufall sein kann. Die Zeit davor spricht lediglich
von der Erwachsenentaufe und schließt die Säuglingstaufe aus.«
(Kurt Aland, Die Säuglingstaufe im Neuen Testament und in der alten
Kirche, München 196 1, S. 44)
»Man muß sich damit begnügen, daß die Literatur
des Urchristentums über Kinder- und Säug-
lingstaufe schweigt und daß alle Indizien gegen eine Einführung
dieser Sitte vor dem 3. Jahrhundert sprechen. Wenn in Eph 1,13f. nacheinander
das Hören, Glauben, Versiegeltwerden Taufe, die Gabe des Geistes
als Angeld genannt werden (vgl. auch z.B. 2 Kor 1,19-22; Apg 2,37ff.;
8,12.35ff.), so dürfte hier die theologische Sequenz des Urchristentums
Ausdruck finden: Die Taufe besiegelt das immer vorausgegangene Geschenk
des Glaubens an Christus. Eine Kindertaufe läßt sich nicht
historisch im Neuen Testament verankern, sie muß theologisch >konkludiert<
werden.« (Erich Dinkler, in: Religion in Geschichte und Gegenwart,
3. Aufl., Band VI, 636)
Frage:
Was aber ist die Praxis der Kindertaufe, wenn sie unbiblisch ist?
ANTWORT:
Sie ist bestenfalls eine Kindersegnung unter Gebrauch von etwas Wasser,
aber keine biblische Taufe.
BIBELSTELLEN:
Mt 19,13-15; Lk 18,15-17; Mk 10,13-16.
Anmerkungen:
Solche Wassersegnungen von Personen und Sachen als Eigensegnung bzw.
Selbstsegnung
(Weihwasserbecken am Eingang katholischer Kirchen) oder Fremdsegnung von
Personen (einschließlich der Totensegnung mit Wasser) und Sachen
(Denkmäler, Gebäude, Wohnungen, Autos, Stallungen, Acker usw.)
gibt es reichlich in der katholischen Kirche. Ein evangelischer Pfarrer
bezeugt mir in einem Brief: »Daß ich anstelle der Kleinkindertaufe
längst lieber die Kindersegnung praktiziert hätte, weißt
Du. Ich vermag auch, je länger je mehr, die bisher von uns geübte
Kindertaufe faktisch nur im Sinne der Kindersegnung zu verstehen.«
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